Arnulf Rating

Altes Amtsgericht Böblingen

Fotos: Christian Schulz

„Zirkus Berlin“

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Arnulf Rating wollte eigentlich nur die Zeitungen zum Altpapier bringen. Aber dann bleibt er doch an einer dummen Schlagzeile hängen: Was kommt nach Corona? War da was? Was war da? Über was reden wir? Das Karussell dreht sich. Schnell. Schneller. Zirkus. Immer wieder überraschend wird eine Sensation nach der anderen präsentiert. Berlin ist das Zentrum. Hier spielt die Musik. Es geht immer schneller nach oben. Bravo. Und noch schneller wieder runter. Gruselig. Was ist los? Was ist echt? Wo ist der Trick? Um was geht es? Geld, Ruhm? Ist alles Magie? Oder Macht? Oder einfach nur Show? Geld ist genügend da! Es wird einfach nachgedruckt.

Es sind goldene Zwanziger Jahre. Der Mann mit dem Koks ist auch wieder da. Es geht heiß her. Was gestern galt, spielt heute keine Rolle mehr. Wir bewegen uns über Abgründe. Und alles im Netz und mit doppeltem Boden. Zirkus eben. Wir reden über alles. In den Manegen der Talkshows. Moderatorinnen sind die Dompteusen mit ihren gemischten Raubtiergruppen. Experten und Mietmäuler. Sie lassen sich streicheln, apportieren flink oder reißen das Maul auf wie Löwen. Das Publikum ist fasziniert oder gelangweilt – aber es bleibt dran.

Arnulf Rating kennt sich aus: Er lebt in Berlin – und er gehört zur Risikogruppe. In seinem Programm nimmt er uns mit auf den Parforceritt durch die Manege. Mit Tempo und hohem Unterhaltungswert brilliert hier eine der dienstältesten scharfen Zungen des Landes. Der letzte der legendären 3 Tornados, der auf der Bühne steht. Er weiß, woher der Wind weht. Sein Maßstab ist der gleiche wie damals bei den 3 Tornados. Unterhaltung mit Haltung. Gerade, wenn es stürmisch wird. Der Anspruch bleibt: die Menschen oben mit erweitertem Bewusstsein und unten mit nasser Hose aus dem Theater zu entlassen.

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